Vergangene Woche ist die Soul-Sängerin Amy Winehouse
(viel zu jung) gestorben.
Dass sie musikalisch – sowohl als Sängerin, als auch als Songwriterin – eine absolute Ausnahmekünstlerin war, bedarf eigentlich gar keiner Erwähnung, denn es ist ohnehin fast jedem bekannt! Schon als Jugendliche trat die 1983 in London geborene Amy in Clubs ihrer Heimatstadt auf. Im zarten Alter von 18 Jahren erhielt sie ihren ersten Plattenvertrag. Ihr in Großbritannien sehr erfolgreiches Debütalbum „Frank“ – eine Hommage an Frank Sinatra, kam 2003 auf den Markt. Den internationalen Durchbruch schaffte sie dann 2006 mit ihrem Album „Back to Black“, welches sich Wochen lang auf Platz 1 der Charts hielt. Schlussendlich gewann sie damit 5 Grammys. Spätestens ab da war klar, dass ein neuer Stern am R’n’B-, Jazz- und Soulhimmel aufgegangen war.
Ganz nebenbei war Amy Winehouse übrigens auch eine echte Stilikone! Ein bisschen frech, ein bisschen bunt-schwarz-weiß, ein bisschen flippig, aber immer originell. So feierte beispielsweise die eigentlich längst ausgestorbene Beehive-Frisur dank ihr ein Comeback! Ja, Amy schrieb Modekulturgeschichte!
Keine Single von Amy Winehouse erreichte je die No.1 der deutschen, amerikanischen oder englischen Charts!
Doch so begnadet, wie Amy als Künstlerin auch war, so tragisch war auch ihr Leben. Im Mai 2007 heirate sie noch Blake Fielder-Civil – ein Glücksmoment, wie man meinen sollte. Im Juli/August des selben Jahres, kein ganzes Jahr nach ihrem großen internationalen Erfolg mit „Back to Black“, war Amy sichtlich erschöpft, brach zusammen. Sie musste mehrere Auftritte absagen. Magersucht und Bulimie, Alkohol und Drogen waren fortan ihre Begleiter. Es folgten Gesetzesübertritte, Therapien, Klinikaufenthalte und die Scheidung von Blake, der mittlerweile wegen verschiedener Vergehen im Gefängnis sitzt. Ja, zuletzt waren es meist unschöne Dinge, die man über sie hörte.
Am 23. Juli wurde Amy Winehouse schließlich tot in ihrer Londoner Wohnung aufgefunden. Eine Todesursache steht trotz Obduktion bisher nicht fest. Unschönen Spekulationen ist Tür und Tor geöffnet: War es der Alkohol, waren es die Drogen, war es Suizid oder vielleicht doch ein ganz und gar natürlicher Tod!? So mancher denkt wohl, dass Amys früher Tod die logische Konsequenz ihres exzessiven Lebens in den letzten Jahren ist. Natürlich, niemand muss trinken und Drogen nehmen. Doch unabhängig davon, dass wir alle gegenwärtig noch überhaupt nicht wissen, wie oder woran Amy Winehouse gestorben ist, kommt es darauf auch gar nicht an.
Nebst der ausdrücklichen Würdigung ihres künstlerischen Schaffens, ist es doch viel wichtiger die Tragik ihrer letzter Lebensjahre zu benennen. Erstrecht, wenn man bedenkt, dass sie im Juni dieses Jahres, wenige Wochen vor ihrem Tod, in Belgrad noch betrunken auf der Bühne stand und infolge dessen ihre Europatournee absagen musste. Sie hat bis kurz vor ihrem Tod ein Leben gelebt, mit dem sie zum einen offensichtlich nicht zurecht gekommen ist und wobei ihr zum anderen scheinbar nicht ausreichend geholfen werden konnte.
"Back To Black" verkaufte sich über 12 Millionen Mal weitweit und war über zwei Jahre in den deutschen Album-Charts!
Amy Weinhouses Schicksal mag individuell sein, es ist aber kein Einzelschicksal. Viele tausend Menschen trinken oder nehmen Drogen und ja, nicht selten kostet das auch Leben. Und das Gründe, häufig sehr ernst zu nehmende Gründe, denn all diese Menschen tun das bestimmt nicht, weil es ihnen so viel Spaß macht, betrunken auf großen Showbühnen oder auch auf kleineren Bühnen des Lebens zu stehen und ausgebuht zu werden.
Vielleicht sollten wir uns fragen, was wir Menschen abverlangen!? Was vermag unsere schnellebige Medien- und Leistungsgesellschaft, auf den Einzelnen für einen immensen Druck aufzubauen? Welche Erwartungen, deren Erfüllung wir in Erfolgen messen, stellen wir an uns und an andere und können bzw. wollen wir diesen überhaupt noch entsprechen? Und: Wie nachsichtig sind wir jemandem, der unseren Vorstellungen nicht gerecht wird?
Amy Winehouse jedenfalls ist vermutlich nicht zufällig auf der Höhe ihres Erfolges daran zerbrochen. Auch Erfolg kann überfordern – Jung, wie Alt. Ihr Tod – ob Konsequenz ihres Lebens ist oder nicht – ist tragisch. So oder so, denn ihr Leben war zu kurz und sollte uns einmal mehr ins Bewusstsein rückt, was zählt: Der Mensch.
R.I.P. Amy Winehouse.
-MHa-
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