Dienstag, 24. Mai 2011

[Album Review] Lady Gagas lang ersehntes Album "Born This Way"

Lady GaGa - Exzentrikerin, Mode-Ikone, Gesamtkunstwerk und nicht zuletzt gefeierter Popstar - hat im Vorfeld sehr viel Aufwand betrieben um ihren neuen Longplayer „Born This Way“ zu promoten. Es scheint, als könnte man die ohnehin seit einigen Jahren omnipräsente Künstlerin aus den Medien nicht mehr wegdenken. Einige Formate, darunter angesehene Zeitungen wie „Die Zeit“ bezeichnen sie als den ersten Superstar des 21. Jahrhunderts. Doch lohnt sich ihr neues Album wirklich? Geht ihr Weg weiter steil nach oben?


Lady Gagas Erstlingswerk „The Fame“ hat sich weltweit über 23 Millionen Mal verkauft. Im Zuge des starken Anstiegs von Raubkopien mit dem Siegeszug des Internets, ist dies doch eine beachtliche Leistung. Unzählige Preise später und nach der Entthronung von Oprah Winfrey als einflussreichsten weiblichen Prominenten, ist die Zeit für neue Musik gekommen, die an der ein oder anderen Stelle im neuen Album unter zu großem Erfolgsdruck gelitten zu haben scheint. Das Album "Born This Way" strotzt nur so vor hoch-qualitativer Produktion, die manchmal ein wenig über die Spitze hinaus zu schießen scheint. Die vielen Melodien und Rhythmen, gepaart mit starken Bässen, sind manchmal zu viel für das Ohr und wirken unruhig. Aus diesem Grund wirkt das Album an der ein oder anderen Stelle schwerfällig und anstrengend für den Zuhörer. Aber es lohnt sich "Born This Way" noch näher unter die Lupe zu nehmen. Der Zuhörer soll sich mit den Songs auf dem neuen Album von Lady Gaga auseinandersetzen, da die Songs voller Metaphern sind. Leichtigkeit, wie bei den Vorgängeralben, hört man selten, aber es soll eben auch keine leichte Kost alla Mainstream sein. Gaga will die Welt verbessern, Botschaften sollen vermittelt werden und niemand soll sich aus irgendeinem Grund ausgeschlossen fühlen. „Du bist so geboren wie du bist und das ist richtig so, denn Gott macht keine Fehler“ - diese Message aus ihrer ersten Single „Born This Way“ setzt sich als großes Überthema durch viele ihrer Songs fort.

Lady Gaga - Graham Norton - Judas - Fansites: http://www.madisonmckinley-g.com/ladygagadirectory.htm

Das Album startet mit seinem „Marry The Night“ - einem großen Highlight des Albums. Der Anfang mit ruhigen Orgelklängen wandelt sich, ähnlich wie bei „Telephone“, zu einem unglaublich starken Ohrwurm mit Beats, die dem Ruf von Lady "Party-Song" Gaga gerecht werden. Ein in sich sehr stimmiger Sound, in den man sich nicht erst einige Male reinhören muss. "Mary The Night" ist auch einer der weniger „tiefgründigen“ Songs. Auch wenn das Leben einen zum Weinen bringt und vieles nicht richtig läuft soll man erst recht gegen seine Probleme angehen. Den zweiten Song, egal ob man Lady Gaga mag oder nicht, sollte wohl jeder schon im Radio gehört haben. „Born This Way“ ist eine Hymne an die Freiheit, jeder darf so leben wie er geboren ist und wie er seinen Lebensstil pflegt. Viele sagen Lady Gaga nach, der Song sei von Madonnas „Human Nature“ geklaut. Tatsächlich lässt sich das nicht so ganz von der Hand weisen, die Ähnlichkeiten sind da. Aber vielleicht ist es kein Klauen, sondern eher eine Ode an die Pop-Queen. „Government Hooker“ beginnt zunächst mit außergewöhnlichem Operngesang, der von schroffen und vibrierenden Beats abgelöst wird. Vom Sound her wäre dieser Song perfekt für den Laufsteg auf Fashionshows geeignet: Düster und lasziv klingt ihre Stimme, wenn Lady Gaga in das Mikro „Put your hands on me, John F. Kennedy. I'll make you squeal baby, as long as you pay me“ haucht. Es geht um Sex gegen Bezahlung mit dem Präsidenten, um Rollenspiele und natürlich um Provokation.

  Lady Gaga "Born This Way" Megamix by djberrye 

Hört euch den "Born This Way" Megamix von DJ Berry E an und gewinnt einen guten Überblick über das Album. Ein Song mit ordentlich Zündstoff im Vorfeld war auch „Judas“ der ihre Liebe zu Judas bekundet. Lady Gaga scheint auf böse Jungs zu stehen, so sagte sie einst in einem Interview, dass Männer ihr schnell langweilig werden. Von Kritikern und dem Publikum gleichermaßen nur mittelmäßig bis wenig geschätzt, landet dieser Song mehr oder weniger als „Chart-Flop“  in den Schubladen der Musikgeschichte. „Americano“ richtet sich an die strengen Einwanderungsgesetzte der USA, ihrem harschen Umgang mit Einwanderern aus Mittel- und Südamerika und um Lady Gagas Lieblingsthema, die Schwulenrechte. Die Melodien sind angelegt an archetypischen Südamerikanischen Klängen mit viel Krach (manchmal auch zuviel), Gewehrgeballer und viel Dramatik. In „Hair“ geht es um das Recht frei zu sein wie die Haare im Wind. Ein guter Song mit einer sehr schön klingenden Besonderheit: Saxofonist Clarence Clemons, Mitglied von Bruce Springsteens E Street Band, gibt sich die Ehre. Dadurch wird dieser Song zu etwas sehr Besonderem, denn das Saxophon ist in der heutigen Popkultur sehr selten. „Scheiße“ hatte seinen ersten Auftritt als Remix bei einer Modenschau im Februar. Anfangs glaubten wohl die wenigsten wirklich, das ein Song von Lady Gaga einen deutschen Namen trägt und dann auch noch „Scheiße“ heißen soll. Doch es ist kein Scherz und der Song macht auf dem Album eine ausgesprochen gute Figur. die Phrase „I don‘t speak German but I can if you like“ geht sofort ins Ohr. Der Kauderwelsch, der danach abgelassen wird, ist ein wilder Mix aus Deutsch und Englisch. Den Song hat sie in Berlin geschrieben, nachdem sie in dem Club „Lab.Oratory“ auf einer Sex und Fetischfeier gewesen ist. Im Wesentlichen geht es aber um starke, unabhängige Frauenpower.

Born This Way tracklist
'Marry the Night'
'Born This Way'
'Government Hooker'
'Judas'
'Americano'
'Hair'
'Scheiße'
'Bloody Mary'
'Bad Kids'
'Highway Unicorn (Road to Love)'
'Heavy Metal Lover'
'Electric Chapel'
'Yoü and I'
'The Edge of Glory'
2live4music Urteil: -Gold- 
(Bewertungssystem: -Multi-Platin- =5 Sterne, -Platin- =4 Sterne, -Gold- = 3 Sterne, -Silber- = 2 Sterne, -Rohling- = 1 Stern) 

In der Midtempo-Nummer „Bloody Mary“ kommen schräge Beats, Bässe und ein Männerchor im Hintergrund zum Einsatz. Der Song ist aber eher durchschnittlich und für Lady Gaga vielleicht ein wenig zu normal. Den Anfang bei „Black Jesus + Amen Fashion“ macht ein Synthesizer Glockenspiel bis der Bass wieder anfängt mächtig zu wummern. Der Refrain hört sich super an, die Strophen sind allerdings ziemlich langweilig. „Bad Kids“ handelt von Kindern in einem schweren sozialen Umfeld und davon, dass diese trotzdem ein reines Herz haben. Eine der rockigsten Nummern, aber leider auch eine der schwächsten Songs auf dem Album.. „Fashion of His Love“ - mehr 80er Jahre geht wohl kaum noch. Alexander McQueen wird genauso verewigt als auch ein sehr positiv klingender Song der mal nicht nur von Aufbruchstimmung nach einer schlechten Vergangenheit oder ähnlichem handelt. Aber auch dieser Song ist kein Highlight, weswegen es auch als Bonustrack genutzt wurde. „Highway Unicorn“ war ursprünglich als dritte Singleauskopplung gedacht, wurde dann aber doch von „The Edge of Glory“ abgelöst - ZUM GLÜCK! Der Song erinnert durch seine Inhomogenität an „Judas“ und wir alle wissen, was mit Judas in den Charts passiert ist. Man merkt diesem Song an, wie sehr Lady Gaga versucht anders als die anderen zu sein. Schroffe Beats und eine düstere Stimmung bestimmen den „Heavy Metal Lover“, in dem es um ihre Zuneigung zu bösen Rockern mit billigem Parfum geht. Eine gute Midtempo-Nummer für wilde Nächte zu zweit. „Electric Chapel“ ist mit dem E-Gitarren-Solo, den trabenden Beats und Orgelklängen ein guter Song. „The Queen“ fängt mit Hochzeitsglocken-Geklimper an und hat einige balladenhaften Strophen, gefolgt von einem Refrain der Aufbruchstimmung vermittelt. Der Song hört sich sehr gut an und hebt sich vom meist schwerfälligen Rest des Albums ab. Schade, das dieser Song nur auf der Bonusversion drauf ist - auf der anderen Seite aber auch endlich ein wirklicher Anreiz die Deluxe Version zu kaufen.


LADY GAGA "SCHEIßE" - FOR THIERRY MUGLER MENSWEAR WINTER 11-12 "ANATOMY OF CHANGE"

Die einzig wirkliche Ballade auf dem Album „Yoü and I“ (das „ü“ ist kein Tippfehler) macht eine super Performance! Ich hätte niemals gedacht, das Lady Gaga für solche Nummern gemacht ist. Perfekte Kneipenmusik mit leichten Rock-Einflüssen, viel E-Gitarre und der komplette Verzicht auf Synthesizer und Techno-Beats. Die Chance als Single weit oben in den Charts zu landen ist bei diesem Titel fast garantiert. „The Edge of Glory“ macht den Abschluss und rundet das Album sehr gut ab. Anfangs als Promosingle gedacht, eroberte die Single im Handumdrehen die iTunes Charts in den USA und vielen anderen Ländern - völlig zurecht! Der Song wurde geschrieben als ihr Opa vor einem halben Jahr starb. Um es mit den Worten Lady GaGas zu sagen: „Der Song handelt von dem letzten Moment des Lebens. Kurz, bevor du die Erde verlässt, merkst du, dass es okay ist zu springen, denn du hast dein Leben genossen.“ .
Im Großen und Ganzen hat sich Lady GaGa und ihre Plattenfirma wohl sehr von dem Erfolg und der Erwartungshaltung der medialen Welt unter Druck setzen lassen, als sie dieses Werk erschufen. Es mag zwar nicht das Hitpotential des Vorgängers haben und es wird sicher auch nicht so viele Geschmäcker treffen wie „The Fame“ aber es hat allemal seine Daseinsberechtigung und unterstreicht Lady Gagas Status als Superstar des 21. Jahrhunderts.-FT-

2 Kommentare:

  1. ich hoffe das album steigt noch in meiner Gunst, allerdings nach zwei Mal durchhören, verspüre ich keine wirklcih motivation das album nochmal zu hören! Judas und Born This Way sind die besten Tracks!

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  2. Das Album ist sehr gelungen! Der beste Song ist "Scheiße", hätte ich nicht gedacht bei dem Titel... ;) MfG Tom Pacino

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