Samstag, 2. November 2013

[New Music] Künstler und Songs gegen Homophobie - u.a. Rapper Casper redet über Homosexualität und seine Musik!

Wenn wir ständig von Homophobie im Fußball sprechen, dann sollten wir auch Homophobie in Bereichen der Musikbranche nicht außer Acht lassen. Vor allem im Bereich Hip Hop bieten sich ähnliche Zustände – in Bezug auf Feindlichkeit und Diskriminierung von Homosexuellen - wie im Profifußball. Dabei ist die Musikszene im großen Ganzen doch relativ offen und tolerant. Es gibt viele geoutete-homosexuelle Musik-Künstler in der Pop-Szene , wie die Sänger Ricky Martin und Adam Lambert, die Boy-Band auf Highheels Kazaky oder auch deutsche Music-Acts wie Rosenstolz und Lucy von der Girl Group No Angels. Auch Megastar Pink möchte immer wieder mit bisexuellen Äußerungen schocken oder singt einen Beschwerde-Song an George Bush wegen seiner homophoben Politik („Dear Mr. President“). Ebenso gibt es diverse Music-Acts, die LGBT-Themen unterstützen und immer wieder ein Zeichen in Songtexten und ihren Musik-Videos setzen wollen. Der Rapper Casper hat sich zum Thema Homosexualität geäußert und setzt mit seiner Antwort ein klares Zeichen:

Zuletzt hat gerade die deutsche Punk/Rock-Band Jennifer Rostock die Anti-Putin-Aktivistin Barbie Breakout mit ins aktuelle Video zu „Ein Schmerz, eine Kehle geholt um gegen die Situation in Russland zu demonstrieren.

Jennifer Rostol "Ein Schmerz und eine Kehle"



Knutschende Männer findet man in Videos von Künstlern wie Revolverheld ("Unzertrennlich"), Katy Perry ("Firework"), Madonna oder Lady Gaga immer wieder. Es gibt sogar mittlerweile eine schwule Musikrichtig, ein eigenes Genre. Und das obwohl Musik über unsere Ohren zunächst einmal ziemlich orientierungsneutral und weder hetereo-, bi- oder homosexuell ist. Musik könnte man als asexuell bezeichnen. Wo ein Künstler herstammt, wie alt er ist, welcher Religion er angehört und andere individuelle und soziale Merkmale sind in den meisten Fällen hinter der Musik versteckt. Erst visuelle Eindrücke, einschlägige Songtexte oder Hintergrundwissen würden einen Künstler in eine bestimmte Schublade zu ordnen.

Madonna & Kazaky "Girl Gone Wild"

MADONNA - GIRL GONE WILD from Pantelis on Vimeo.

Viele erfolgreiche Musiker haben immer wieder das Problem, dass es nicht enden wollende Gerüchte darüber gibt, ob sie nun auf das gleiche Geschlecht stehen oder nicht. Gerade im Rap und Hip Hop ist die Vermutung der Homosexualität auch immer noch eine Art Urteil, wie schlecht man die Musik findet und wie wenig man von dem Künstler hält. Gerade, wenn man sich die Kommentare auf der Videoplattform Youtube durchliest, wird das Wort“ schwul“ ständig als Synonym für „scheiße“ verwendet. Doch warum hat es einen so großen Reiz, einen Star als homosexuell zu outen? In einem aktuellen Interview wurde der Rapper Casper, der gerade mit seinem neuen Album „Hinterland“ auf Platz 1 der deutschen Charts eingestiegen ist, gleich mit der Frage begrüßt, ob er denn schwul sei? Das ist der Vorwurf aus der Rap-Szene, den er sich ständig anhören muss, den er selbst aber gar nicht als Vorwurf empfindet. Casper positioniert sich eindeutig und lässt als Rapper zu, dass an ihm ein Stempel mit der Aufschrift „schwul“ klebt. Für ihn ist es keine Beleidigung schwul zu sein und er versteht nicht, wo das Problem wäre, wenn er wirklich schwul ist. Es ist immer noch mutig als Rapper die Frage nach der Homosexualität nicht klar zu verneinen. Die Frage sogar völlig offen stehen zu lassen. Casper wird damit auch eine Art Verbündeter der LGBT-Gruppe und er versteht seine Musik eben als Einladung für alle. Seine Musik ist nicht limitiert, nicht nur für „Metal-, Punk- oder Rap-Fans, nicht nur für Dicke oder Dünne, für Hübsche oder Hässliche“.

Revolverheld "Unzertrennlich"


Revolverheld - Unzertrennlich von matetrouble

Man darf die Wurzel des Homo-Hasses aber nicht im Hip Hop generell suchen, denn das Genre war in seinen Ursprüngen immer Sprachrohr für politische Botschaften und sozialem Aktivismus. Hip Hop hat man gemacht, wenn man unzufrieden war, wenn man einer Randgruppe angehörte oder wenn man sozial benachteiligt war. Die Musik diente dazu, auf die Situation aufmerksam zu machen und im Idealfall die Welt ein kleines Stück besser zu machen. Hip Hop hat sich verändert – leider sind es die halbstarken Goldkettenträger, die nicht verstehen können, dass „Hip Hop alles ist – auch schwul“. So titelte die Musikseite 2live4music in einem offenen Brief an Max Herre, dass die Lyrics in einem Song seiner Platte „Hallo Welt“ („Rap Ist“ feat. Megaloh) diskriminierend und homophob seien. 

Macklemore & Ryan Lewis & Mary Lambert "Same Love" 


Aber es gibt doch Music-Acts, wie Macklemore & Ryan Lewis, die anders denken und den Hip Hop als Mehr verstehen als Machtgehabe, Angeberei mit Goldketten und Sexismus. Auf ihrem Album "The Heist" findet sich der wunderschöne Track "Same Love", der mit dem Refrain von Mary Lambert weltweit zu einer Hymne für die Bewegung des Kampfes um Gleichberechtigung von Homosexuellen geworden ist. Mit sozial- und politikkritischen Versen und einem herzerwärmenden Songtext ist "Same Love" ein absoluter Ohrwurm und eine Botschaft für die ganze Hip Hop-Musikbranche. So heißt es im Lied: "If I was gay, I would think Hip-Hop hates me". Ein Gefühl, das sicherlich auch Grammy-Gewinner Frank Ocean gehabt haben muss. Doch als Newcomer in der Szene hat er sich nicht versteckt, sondern er hat sich in einem offenen Brief als homosexuell geoutet. Für diesen Schritt hat er viel Anerkennung bekommen - auch vom Hip Hop-Mogul Russell Simmons, der Gründer vom Kult-Label Def Jam. Die Musikszene verändert sich rasant und so könnten in Zukunft die Fahnen im Hip Hop nicht mehr von homophoben Gestalten wie Bushido getragen werden. Es ist auch in der Musik die Zeit gekommen neu und anders zu denken – nur Vielfalt ist die Lösung. (sr)

1 Kommentar:

  1. Sehr toller Artikel! Daran sieht man auch wie weit Musik und gesellschaftliche Themen zusammen gehören! Zum Glück sind Leute wie Bushido längst out und spielen gar keine Rolle mehr ;)

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